Angststörungen & Panikattacken

In Deutschland sind viele Menschen von Angststörungen betroffen. Sie kann das Leben bestimmen, begleitet die Betroffenen über längere Zeit und hat vielseitige Ursachen. Dabei empfindet jeder Mensch anders und reagiert unterschiedlich auf Angst.

Angst ist im Grunde ein ganz normales Gefühl: ein angeborener Schutzmechanismus, der uns vor drohender Gefahr warnt. Wenn wir Angst empfinden, wird unser Körper automatisch auf Kampf oder Flucht vorbereitet: Atmung und Herztätigkeit werden beschleunigt, Muskeln werden angespannt und die Durchblutung wird gefördert. Das logische Denken setzt aus und Jahrtausende alte Instinkte übernehmen die Kontrolle. Ansonsten würden wir in bedrohlichen Situationen womöglich so lange über das Geschehen nachdenken bis es vielleicht zu spät ist. Angst ist also eine biologisch sinnvolle, wenn nicht sogar überlebenswichtige Reaktion.

Wenn die Angstreaktionen jedoch der Situation nicht angemessen sind, z. B. die Angst unangemessen häufig, lange oder intensiv auftritt, und zunehmend den Alltag bestimmt, liegt der Verdacht von Angststörungen nahe, die einer Therapie bedürfen. Es gibt zahlreiche Ursachen, die zu einer Angststörung beitragen können: Eine natürliche Veranlagung mit Angst zu reagieren, eine lang andauernde, alltägliche Belastung oder auch ein besonders belastendes Lebensereignis gehören beispielsweise dazu. Im weiteren Verlauf kann das Gefühl der Angst derart in den Vordergrund treten, dass das alltägliche Leben in vielen Bereichen erheblich eingeschränkt wird. Es entsteht ein sogenannter Teufelskreis der Angst, aus dem sich die Betroffenen nicht mehr eigenständig befreien können. Oft vergehen mehrere Jahre, bis das Krankheitsbild adäquat diagnostiziert und behandelt wird. In der Zwischenzeit können die Betroffenen psychische Begleiterkrankungen wie depressive Störungen, Alkohol-, Drogen- oder Medikamentenmissbrauch entwickeln. Die Behandlungsprognose gilt als günstig: Eine individuell auf den Betroffenen zugeschnittene Therapie hilft, den Teufelskreis der Angst zu durchbrechen und verspricht Aussicht auf eine dauerhafte Heilung.

  • Charakterisiert durch plötzlich, unerwartet, wiederholt und ohne sichtbaren Anlass auftretende massive Angstgefühle (Panikattacken).
  • Begleitet von ausgeprägten körperlichen Reaktionen, beispielsweise Herzrasen, Schweißausbrüche, Beklemmungsgefühle, Zittern, Atemnot, Magenbrennen, Übelkeit, Schwindel u. ä.
  • Betroffene entwickeln mit der Zeit oftmals eine Erwartungsangst vor der nächsten Attacke (Angst vor der Angst).
  • Es stellt sich häufig ein Vermeidungsverhalten ein, bei dem versucht wird, vermeintlich Angst auslösende Situationen zu meiden.
  • Kann dazu führen, dass Betroffene nicht mehr in der Lage sind, öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen, einkaufen zu gehen oder überhaupt die Wohnung zu verlassen (Agoraphobie).
  • Die Entstehung einer Panikstörung kann vielfältige biologische und psychologische Ursachen haben.
  • Die Therapie sollte umfassend auf verschiedenen Ebenen stattfinden: Zu den wesentlichen Behandlungsmöglichkeiten gehören der psycho-therapeutische Ansatz und eine differenzierte medikamentöse Therapie.

  • Zeichnet sich durch eine generalisierte und anhaltende Angst aus, die nicht auf bestimmte Umgebungsbedingungen beschränkt oder in gewissen Situationen besonders betont ist.
  • Wird auch als „Sorgenkrankheit“ bezeichnet – die Betroffenen spielen unkontrollierbar negativ gefärbte Gedankenketten durch, die sich um mögliche zukünftige Gefahren oder Ereignisse und deren potenzielle Bewältigung drehen.
  • Oftmals suchen Betroffene primär wegen der körperlichen Begleitsymptome (häufig Herzklopfen, Muskelverspannung und Schlafstörungen) einen Arzt auf – manchmal dauert es mehrere Jahre, bis sie die richtige Diagnose und eine adäquate Behandlung bekommen.
  • Die Entstehung einer generalisierten Angststörung kann vielfältige Ursachen haben – genetische und psychosoziale Faktoren spielen dabei eine wesentliche Rolle.
  • Entsprechend der multifaktoriellen Entstehungsbedingungen sollte auch die Therapie mehrdimensional erfolgen – zu den Therapien der Wahl gehören die kognitive Verhaltenstherapie und die medikamentöse Therapie mit bestimmten Antidepressiva.

  • Charakterisiert durch eine dauerhafte, übertriebene Angst vor sozialen Situationen, in denen man der prüfenden Betrachtung durch andere Menschen ausgesetzt ist (z. B. vor einer Gruppe reden/etwas zeigen, Essen in der Öffentlichkeit u. Ä.).
  • Betroffene scheuen ganz alltägliche soziale Situationen, weil sie Angst haben, sich peinlich oder unangemessen zu verhalten.
  • In der Situation selbst oder bereits bei der bloßen Vorstellung, tritt heftige Angst auf, begleitet von ausgeprägten körperlichen Symptomen (z. B. Zittern, Angst zu erbrechen, Drang zum Wasserlassen, Vermeiden von Blickkontakt).
  • Führt häufig dazu, dass Angst auslösende Situationen gänzlich vermieden werden.
  • Kann sich auf bestimmte soziale Situationen (spezifische soziale Phobie) aber auch soziale Kontakte im Allgemeinen (generalisierte soziale Phobie) beziehen.
  • Die Ursachen einer sozialen Phobie sind multifaktoriell.
  • Die besten Erfolgsaussichten bei der Behandlung verspricht eine Kombination aus psychotherapeutischen Maßnahmen und medikamentöser Therapie.

  • Gekennzeichnet durch eine deutliche Furcht vor einem bestimmten Objekt oder einer bestimmten Situation (z. B. Spinnen, Hunde, Höhe, Blut, Spritzen, Fliegen, Zahnarzt etc.).
  • Betroffene suchen nur selten einen Arzt auf, da sie ihre Angst in vielen Fällen ganz einfach durch gezielte Vermeidung des Auslösers verhindern können.
  • In manchen Fällen können die persönlichen „Kosten“ für die strikte Vermeidung jedoch sehr groß sein, z. B. wenn sie mit erheblichen Einschränkungen, hohem Leidensdruck oder gar gesundheitlichen Risiken verbunden ist.
  • Die Entstehung spezifischer Phobien ist multifaktoriell – Lernerfahrungen unterschiedlicher Art gelten als wesentliche Ursache von spezifischen Phobien.
  • Die Therapie der Wahl ist die Expositions- bzw. Konfrontationsbehandlung. Sie führt in den meisten Fällen zu allmählicher Gewöhnung und erlaubt den Betroffenen zu lernen, dass die gefürchtete Situation auch anders bewältigt werden kann als durch Vermeidung.

Therapeutische Möglichkeiten der Angststörung

Der erste Schritt der Therapie liegt in der genauen Analyse der individuellen Bedingungen für die Entstehung und die Aufrechterhaltung der Angsterkrankung. Darauf basierend erarbeiten wir einen individuellen Therapieplan, um den Teufelskreis von Angst und Vermeidung wirkungsvoll zu durchbrechen. Im Rahmen von intensiven Einzelgesprächen und störungsspezifischen Gruppentherapien lernen unsere Patienten spezielle Methoden, um in den angstauslösenden Situationen neue Erlebens- und Verhaltensweisen anzuwenden und so unangemessenen Angstreaktionen entgegenzuwirken. Zusätzlich kann bei manchen Angsterkrankungen eine medikamentöse Behandlung notwendig sein. Das Behandlungskonzept wird komplettiert durch weitere, thematisch offenere, teils männer- und frauenspezifische Problemlösegruppen. Zur Behandlung physischer Begleiterkrankungen ergänzen wir unsere intern vorhandene körpermedizinische Kompetenz in organmedizinischer Diagnostik im Bedarfsfall fachübergreifend durch externe Kooperationspartner in Fachbereichen wie Kardiologie, Lungen- und Bronchialheilkunde, Gastroenterologie, Orthopädie, Neurologie, Dermatologie und Radiologie. Gegen Ende der stationären Therapie verlagert sich der Behandlungsschwerpunkt auf die Stabilisierung der erreichten Erfolge. Unser vielfältiges Angebot an sport-, bewegungs-, körper-, kunst-, ergo-, musik-, kreativ- und entspannungsfördernden therapeutischen Maßnahmen sorgt dabei für die Wiederherstellung von psychischer und physischer Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit. Wir wollen Sie gut vorbereiten auf Ihren Alltag.