Burnout

Sie fühlen sich müde, erschöpft und emotional leer, wenn Sie morgens aufstehen? Sie bemerken Konzentrationsschwierigkeiten und es fällt Ihnen schwer, Entscheidungen zu treffen? Sie haben weniger Interesse und Ihre Begeisterungsfähigkeit hat abgenommen? Anderen gegenüber treten Sie zynischer auf, gleichzeitig haben Sie große Selbstzweifel? Ihr anfängliches Engagement im Beruf hat sich mit der Zeit zu Resignation und Gleichgültigkeit entwickelt? Sie fühlen sich nicht mehr auf der Höhe Ihrer Leistungsfähigkeit und haben ein Gefühl mangelnder Anerkennung?

In einer leistungsgeprägten und rastlosen Gesellschaft finden sich erwerbstätige Menschen immer häufiger in Situationen wieder, in denen sie zwischen beruflichen und privaten Belastungen aufgerieben werden. In der Folge fühlen sie sich emotional erschöpft, im Wesen verändert und weniger leistungsfähig – eben wie „ausgebrannt“. Mittlerweile leiden immer mehr Menschen an arbeitsbezogenen Stressfaktoren und beklagen dabei ein Burnout-Syndrom: Laut Umfragen erfüllt heute bis zu einem Drittel der arbeitenden Bevölkerung Kriterien eines Burnouts oder stehen kurz davor.

Fachgesellschaften definieren das Burnout-Syndrom nicht als eigentliche Erkrankung, sondern als einen durch Arbeitsstress bedingten Risikozustand für spätere psychische und körperliche Krankheiten. Die Folge von Burnout sind umfassende Vorgänge zur Stressanpassung mit Reaktionen auf der Verhaltens-, Gefühls-, Wahrnehmungs- und körperlichen Ebene. Das Kernsymptom ist dabei ein Erschöpfungszustand mit Krankheitswert. Sicher ist, dass Burnout mit langen Arbeitsunfähigkeitszeiten und hohen Frühberentungsraten assoziiert ist. Vorbeugende Maßnahmen im Sinne einer rechtzeitigen Behandlung können einer Chronifizierung des Zustands und dadurch einer Entstehung von Folgeerkrankungen mit Erfolg entgegenwirken.

In unterschiedlicher Ausprägung kann Burnout bei Betroffenen mit schwerer Erschöpfung und/oder mit verschiedenen psychischen und körperlichen Symptomen einhergehen. Jedoch kann sich Burnout bei jedem Betroffenen anders äußern. Dies erschwert eine konkrete Definition des Phänomens anhand von Symptomen. Allerdings gibt es bestimmte Beschwerden, die bei Burnout gehäuft auftreten. Meist beziehen sich diese auf drei Symptomkonstellationen:

  • Emotionale Erschöpfung (z. B. Müdigkeit, Leere)
  • Depersonalisation (z. B. Interesselosigkeit, Selbstzweifel, Zynismus)
  • Verringerte persönliche Leistungsfähigkeit (z. B. Antriebsverlust, Konzentrationsmängel)

Die Entstehung eines Burnouts hat immer mehrere Ursachen. Mögliche Risikofaktoren für die Entstehung eines arbeitsbezogenen Burnouts sind beispielsweise:

  • zu hohe Anforderungen (komplexe Arbeitsaufgaben, Überstunden, zu hohe Verantwortung)
  • zu wenig Kontrolle (kaum Handlungsspielraum, wenig Selbstbestimmung, Übersehen persönlicher Fähigkeiten)
  • zu wenig Belohnung (wenig Anerkennung, keine Wertschätzung, Arbeitsplatzunsicherheit, unbefriedigende Bezahlung bzw. keine Aufstiegsmöglichkeiten)
  • wenig soziale Unterstützung (fragliches Führungsverhalten der Vorgesetzten, wenig Rückhalt durch Kollegen)
  • wenig Fairness am Arbeitsplatz („Mobbing“)
  • sogenanntes „Overcommitment“ (hohe persönliche Verausgabungsbereitschaft, Zeitdruck, veränderte Leistungsmotivation)
  • weitere Bedingungsfaktoren für ein Burnout können außerberufliche Belastungen wie ein Paarkonflikt oder finanzielle Schwierigkeiten sein

So vielfältig die beruflichen und privaten Konstellationen der Betroffenen auch sein mögen: Im Zentrum steht in der Regel eine gefühlte, anhaltende Diskrepanz zwischen individuellen Ansprüchen und Möglichkeiten sowie den jeweiligen situativen Gegebenheiten. Dadurch geraten die Betroffenen in ein Ungleichgewicht und letztlich in den Strudel des Burnouts. Dabei ist das Risiko für engagierte und ehrgeizige Menschen nicht zwingend höher als für andere – vielmehr spielt die persönliche Strategie, mit Belastungen in Beruf und Privatleben umzugehen, eine wesentliche Rolle. Untersuchungen weisen darauf hin, dass Menschen mit folgenden Persönlichkeitsmerkmalen ein erhöhtes Burnout-Risiko haben:

  • Hang zu Perfektionismus/hoher Selbstanspruch („Ich muss immer der Beste sein“, „Ich darf mir keine Fehler erlauben“, „Ich bin für alles verantwortlich“ etc.)
  • Geringe Kompetenzerwartung („Ich schaffe es ja doch nicht“, „Ich habe sowieso keine Chance“ etc.)
  • Ausgeprägtes Harmoniebedürfnis („Ich muss allen gerecht werden“, „Alle müssen zufrieden sein“ etc.)
  • Externale Kontrollüberzeugung („Ich bin doch nur ein kleines Rad im Getriebe“, „Andere bestimmen über mich“ etc.)

Die Lebensqualität von Menschen, die sich ausgebrannt fühlen, ist drastisch reduziert. Aus den körperlich oder seelisch erlebten Symptomen, einer reduzierten Leistungsfähigkeit, innerer Resignation und zunehmenden Konflikten kann letztlich ein Teufelskreis entstehen, den die Betroffenen alleine nicht mehr durchbrechen können. Daraus können wiederum behandlungsbedürftige psychische Folgekrankheiten – häufig Depressionen oder Angststörungen – resultieren.

Die Behandlung des Burnout ist multimodal und beinhaltet vielfältige Körpertherapien, Aufklärung über die Störung, Erlernen von Entspannungsverfahren, Gesprächspsychotherapien mit Analyse arbeitsbezogener Stressfaktoren, körperorientierte und kreative Therapien, körperliches Training und gegebenenfalls die Abwägung einer vorübergehenden indikationsgerechten Pharmakotherapie. Insgesamt geht es in der Therapie von Burnout auch um vorbeugende Maßnahmen der hochbelasteten Individuen: Ziel ist dabei eine gesunde Lebensführung, die Reflexion und Neuausrichtung beruflicher und persönlicher Erwartungen und die Verbesserung der Work-Life-Balance.

An erster Stelle der Therapie steht die genaue Analyse. Es werden individuelle Bedingungen für die Entstehung und die Ausprägung des Burnout-Syndroms und seine psychischen und körperlichen Folgeerkrankungen untersucht. Darauf aufbauend erarbeiten wir einen persönlichen Therapieplan, um den Teufelskreis von Resignation und chronischer Erschöpfung zu durchbrechen. Im Rahmen von intensiven Einzelgesprächen und Gruppentherapien lernen die Patienten spezielle Methoden, um neue Erlebens- und Verhaltensweisen anzuwenden. Die Behandlung wird ergänzt durch weitere, thematisch offenere, teils männer- und frauenspezifische Problemlösegruppen. Zur Behandlung physischer Begleiterkrankungen ergänzen wir unsere intern vorhandene körpermedizinische Kompetenz in organmedizinischer Diagnostik im Bedarfsfall interdisziplinär in Fachbereichen wie Kardiologie, Lungen- und Bronchialheilkunde, Gastroenterologie, Orthopädie, Neurologie, Dermatologie und Radiologie. Gegen Ende der stationären Therapie verlagert sich der Behandlungsschwerpunkt auf die Stabilisierung der erreichten Erfolge. Unser vielfältiges Angebot an sport-, bewegungs-, körper-, kunst-, ergo-, musik-, kreativ- und entspannungsfördernden therapeutischen Maßnahmen sorgt dabei für die Wiederherstellung von psychischer und physischer Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit.