Depressionen bei Männern

Sie fühlen sich müde, antriebslos und ständig niedergeschlagen? Gleichzeitig sind Sie gereizt, unruhig, manchmal sogar aggressiv aus nichtigem Grund? Sie strengen sich an, doch es gelingt Ihnen am Arbeitsplatz immer weniger? Dinge, die Ihnen immer Freude gemacht haben, interessieren Sie nicht mehr? Sie haben weniger Selbstvertrauen und Sie fühlen sich wertlos? Sie haben Schlafstörungen und sind appetitlos? Sie verzweifeln oft und schauen pessimistisch in die Zukunft? Alles erscheint für Sie sinnlos bis hin zu Lebensüberdrussgedanken?

Viele kennen diese Tage, an denen wir je nach Befinden und persönlichem Umfeld die eine oder andere dieser Fragen mit JA beantworten könnten. Treten jedoch ein oder mehrere der oben genannten Symptome gleichzeitig und über eine längere Zeitspanne auf, kann eine behandlungsbedürftige depressive Störung vorliegen.

Depressionen im allgemeinen gehören zu den häufigsten psychischen Krankheitsbildern. Sie können jeden treffen – unabhängig von Geschlecht, Alter und sozialem Status. Die Wahrscheinlichkeit, dass man im Laufe des Lebens eine behandlungsbedürftige Depression entwickelt, liegt ca. bei 18 %. Aber schon lange bestehen Zweifel daran, dass Frauen doppelt so häufig an Depressionen erkranken. Depressionen bei Männern werden seltener diagnostiziert und Männer erkennen sehr viel später, dass ihr Leiden eine Depression sein könnte. Schätzungen zufolge leiden in Deutschland aktuell etwa vier Millionen Menschen an einer Depression. Viele der Betroffenen suchen allerdings aus Schamgefühl oder Unwissenheit keinen Arzt auf und verdrängen ihr Leid. Oft werden Depressionen aufgrund ihres unterschiedlichen Erscheinungsbildes vom Hausarzt nicht immer gleich erkannt. Wird einmal die richtige Diagnose gestellt, ist die Situation alles andere als aussichtslos: Mit modernen Therapien kann den meisten Betroffenen dauerhaft und mit Erfolg geholfen werden.

Oft können Menschen, die an depressiven Symptomen leiden, ihre Beschwerden zu Anfang nicht einordnen. Sie suchen einen Arzt auf, weil sie ständig unkonzentriert, müde oder schlecht gelaunt sind. Ihr Leistungsniveau ist häufig reduziert. Manche fühlen sich verzweifelt und hoffnungslos, andere sind deprimiert und innerlich leer. Sie verlieren ihren Antrieb und ihre Freude am Leben und sind unfähig, in gewohnter Weise auf freudige oder bedrückende Ereignisse zu reagieren.

Männer zeigen ein biologisch und hormonell spezifisches Stressverarbeitssystem, reagieren auf Cortisolanstieg (Stress) und Serotoninmangel (Depression) anders als Frauen. Dies erklärt die spezifische Symptombildung. Daneben bestehen gesellschaftliche Rollenkonflikte und mannigfaltige Anforderung an Männer, die sie versuchen lassen, durch Leistung und Wettbewerb sowie Durchhalten in jeder Situation die aufkommenden Krisen zu bewältigen. Bei zunehmender Depressivität erschöpfen sich diese Kompensationsmechanismen und können sich schlimmstenfalls in Suizidgedanken oder herausforderndem Risiko-/Suchtverhalten gipfeln.

Die Internationale statistische Klassifikation, das ICD-10 der Weltgesundheitsorganisation, führen Kriterien auf, die für das Vorliegen einer Depression sprechen können. Dabei unterschiedet man nach:

  • psychischen Symptomen (z. B. Freudlosigkeit, Verzweiflung u. Ä.)
  • psychomotorischen Symptomen (z. B. Verlangsamung, innere Unruhe u. Ä.)
  • physischen Symptomen (z. B. Störungen der Vitalgefühle, Verdauungsbeschwerden, Schmerzen u.Ä.)
  • psychovegetativen Symptomen (z. B. Schlafstörungen, Libidoverlust u. Ä.)

Zusätzlich werden in der ICD-10 Schweregrade der depressiven Erkrankung klassifiziert (leicht, mittelgradig, schwer) und verschiedene Verlaufsformen (z. B. rezidivierend, unipolar oder bipolar im Sinne eines Wechsels von depressiven und hypomanischen Symptomen) unterschieden.

Die Entstehung einer Depression hat vielfältige Ursachen. Oft ist der Auslöser ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren wie eine genetische Veranlagung, neurobiologische Störungen sowie bestimmte Persönlichkeitsfaktoren. Die Betroffenen haben in dieser Zeit eine verminderte Toleranz gegenüber körperlichen, seelischen und biografischen Belastungsfaktoren. Aufgrund dieser besonderen Sensibilität können persönliche belastende Ereignisse oder Überforderungssituationen zum Auslöser einer depressiven Episode werden.

Ohne therapeutische Hilfe gelangen depressive Menschen schnell in einen Teufelskreis aus Resignation und Betäubung. Typisch dabei ist, dass sie sich zu allem zwingen müssen – anfangs nur zu unbequemen und ungeliebten Tätigkeiten, später aber auch zu Aktivitäten, die sie sonst immer als leicht und angenehm empfunden haben. Sie verfolgen keine Ziele mehr. Sie vernachlässigen Freunde, den Beruf sowie die Familie und mit der Zeit sogar alltägliche Verrichtungen wie Essen und Hygiene. Als Folge können Missbrauch von Alkohol, Medikamenten oder Drogen auftreten. Männer neigen daneben zu erhöhtem Risikoverhalten und die impulsive Aggression nimmt zu.

Depressionen können sich zu lebensbedrohlichen Erkrankungen steigern. Manchmal entwickeln die Betroffenen passive Todeswünsche und teils auch Suizidgedanken. Das Suizidrisiko gegenüber der Allgemeinbevölkerung ist um zirka das Zehnfache erhöht. 10 bis 15 % aller Patienten mit wiederkehrenden schweren depressiven Episoden sterben durch Suizid. Männer suizidieren sich bis zu 10 Mal häufiger als Frauen, was den impulsiven Veränderungen in der depressiven Erkrankung zuzuschreiben ist.

Depressive Episoden lassen sich mit modernen Behandlungsmethoden oft sehr schnell lindern oder sogar heilen. Die Lebensqualität verbessert sich häufig entscheidend. Die Therapie depressiver Störungen gliedert sich in der Regel in drei Abschnitte: Akutbehandlung, Erhaltungstherapie, Rezidivprohylaxe. Zu den ausschlaggebenden Behandlungsmöglichkeiten gehören evidenzbasierte Psychotherapiemethoden. Ein teilweise kombinierter Einsatz medikamentöser antidepressiver Behandlungsstrategien kann sinnvoll sein.

Männer profitieren besonders von hochwertiger Psychoedukation, um die Erkrankung besser zu verstehen, den männerspezifischen Angeboten, um den typisch männlichen innerpsychischen Themen gerecht zu werden. Dabei ist ein handlungsorientiertes Vorgehen wichtig.

Der erste Schritt der Therapie liegt in der exakten Analyse der individuellen Bedingungen für die Entstehung und die Aufrechterhaltung der Depression. Wer um die spezifische Ausprägung männlicher Depression weiß, erkennt leichter, dass hinter der reizbaren Fassade des Gegenübers etwas ganz anderes steckt. Der depressive Mann lädt ein zu bagatellisieren, da Scham und Kränkung eine zentrale Bedeutung haben. Die Möglichkeit gerade diese Themen behutsam anzugehen, kann ein wesentlicher Entlastungsfaktor für den Pat. sein. Es muss Raum und Zeit dafür sein, das eigene Leid anzuerkennen. Nach der ersten Exploration schließt sich eine genderspezifische Testdiagnostik, Laboranalyse ggf. mit stressassoziierten Biomarkern (Cortisoltagesverlauf) und eine sporttherapeutische Leistungsdiagnostik (physical work capacity 130, Körperanalyse) an. Darauf basierend erarbeiten wir einen persönlichen Therapieplan, um die Depression effektiv zu behandeln. Diskretion, Feingefühl und Respekt gegenüber Ihren Lebenserfahrungen und Leistungen, Ihren Kompetenzen und persönlichen Bedürfnissen sind dabei selbstverständliche Werte unserer Behandlungsphilosophie. Im Rahmen von intensiven Einzelgesprächen und störungsspezifischen Gruppentherapien lernen unsere Patienten spezielle Methoden, um neue Erlebens- und Verhaltensweisen anzuwenden und so eine Normalisierung von Gemütslage und Selbstvertrauen aufzubauen. Spezifische Themen "wie erlebe ich mich als Mann?", "wie bestimme ich meine eigene Position und Identität als Mann" "Wofür stehe ich, was ist mir wichtig in meinem Leben" "Wie komme ich an meine Vitalität und Kraft?" stehen exemplarisch für die bestehenden Rollenkonflikte, die mit zur Entwicklung einer Depression beitragen können. In homogenen Gesprächsgruppen werden diese bearbeitet und führen zu einem verbesserten Stressverarbeitungsverhalten. In den Einzelgesprächen werden biografische Themen und Muster ("Lebensfallen") analysiert und ein neuer Umgang mit den eigenen Gefühlen, Bedürfnissen und Krisen entwickelt. Bei gesteigerten Stressreaktionen auf problematische Situationen und Gedanken kann durch Einsatz von Biofeedback die Stress-Reaktion sichtbar, messbar und beeinflusst werden. Mit Hilfe von Biofeedback lässt sich Herzrate, Blutdruck, Muskelspannung etc. als Zeichen der eigenen Stressreaktion positiv reguliert werden. Zusätzlich beraten wir Sie ausführlich über sinnvolle medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten einer Depression. Das Behandlungskonzept wird komplettiert durch weitere, thematisch offenere, teils männer- und frauenspezifische Problemlösegruppen. Zur Behandlung physischer Begleiterkrankungen ergänzen wir unsere intern vorhandene körpermedizinische Kompetenz in organmedizinischer Diagnostik im Bedarfsfall fachübergreifend durch externe Kooperationspartner in Fachbereichen wie Kardiologie, Lungen- und Bronchialheilkunde, Gastroenterologie, Orthopädie, Neurologie, Dermatologie und Radiologie. Gegen Ende der stationären Therapie verlagert sich der Behandlungsschwerpunkt auf die Stabilisierung der erreichten Erfolge. Männer assoziieren mit körperlicher Gesundheit Bewegung und vitale Schaffenskraft. Daher werden nach individueller Leistungsdiagnostik eine Vielzahl unterschiedlicher Sportangebote (Mannschaftsspiele, therapeutisches Boxen, Ausdauertraining und funktionelles Training) angeboten, natürlich mit einer entsprechenden Abschlussdiagnostik. Zur Förderung von Selbstausdruck, Introspektion und Steigerung der Schaffenskraft bieten wir homogene kunsttherapeutische Angebote wie Bildhauerei. Am Ende werden alle Ergebnisse, Erkenntnisse und Fortschritte zusammengefasst und verstetigt. Wir wollen Sie gut vorbereiten auf Ihren Alltag.